Recht und Technik: Datenschutz im Diskurs
Angesichts wachsender Datenmengen und der Algorithmisierung von Nutzerverhalten einerseits, angesichts der zunehmenden Rufs nach öffentlicher Sicherheit andererseits ist das Thema Datenschutz heute aktueller und brennender denn je. Es gibt viele neue Fragestellungen, die sich gerade dieser neuen Herausforderung stellen und die sowohl von juristischer, als auch von technischer Seite her zu behandeln sind. Immer mehr neue Services, allen voran Cloud Computing, Soziale Netzwerke oder Big Data Analytics, schaffen einen wirtschaftlichen Mehrwert, der ganz überwiegend auf Datenverarbeitung in globalen Netzwerken beruht. Immer häufiger übernehmen Algorithmen Entscheidungen. Dies führt nicht nur zu vielfältigem Nutzen, sondern kann auch Beeinträchtigungen und Missbrauch hervorrufen. In besonderer Weise aufgerufen ist der Datenschutz, der den Einzelnen vor Beeinträchtigungen in seinem Persönlichkeitsrecht schützen will, und die IT-Sicherheit, die in vernetzten Strukturen durch die Abhängigkeit vom schwächsten Glied des Netzwerks besonders gefährdet ist. Der Gesetzgeber reagiert damit etwa im IT-Sicherheitsgesetz und in der Neugestaltung des Datenschutzrechts; zunehmend erkennen auch das Wettbewerbs- und Verbraucherrecht Handlungsbedarfe.
Sowohl Informatiker als auch Juristen arbeiten daran, Datenschutz und IT-Sicherheit zu verbessern oder zumindest Verschlechterungen zu verhindern, gleichzeitig aber auch Rufen nach öffentlicher Sicherheit, einfach zu bedienender Technik und schnellen Anwendungen nachzukommen. Dazu gehören einerseits ein technikorientiertes Verständnis der Gefahrenlagen und die Entwicklung technikbasierter Lösungsmöglichkeiten auf der Basis der Wertungen des Datenschutzrechts. Andererseits muss auch die Auslegung der Rechtsnormen des Datenschutzes mit der gesellschaftlichen und technischen Entwicklung Schritt halten. Der Workshop soll dazu beitragen, den wissenschaftlichen Austausch zwischen beiden Disziplinen zu intensivieren. Daher sind Beiträge mit einem Schwerpunkt in den Bereichen Privacy Enhancing Technologies und Privacy-by-Design ebenso willkommen wie Beiträge mit einem Schwerpunkt im Datenschutz. Es können sowohl Grundsatzfragen wie z. B. zu den Anforderungen an Anonymisierungsverfahren als auch konkrete technische Lösungen für einzelne Anwendungen vorgestellt werden.
Alle Beiträge sollen das Potential zum interdisziplinären Diskurs bieten, sie müssen aber nicht für sich genommen beide Disziplinen gleichgewichtig abdecken. Erwünscht sind insbesondere (aber nicht ausschließlich) Beiträge zu folgenden Themen:
- Privacy im Licht von Big Data und Predictive Policing
- Prediction, Presumption, Preemtion (Vorhersage, Vor-Urteil, Verhaltenssteuerung) · Anonymität und Pseudonymität · Verantwortung und Haftung
- Datenschutzaspekte von Cloud Computing
- Datenschutz im Smart Grid und der Energieversorgung
- Juristische Aspekte von Privacy Enhancing Technologies
- Identitätsmanagement
- Intelligente Überwachungssysteme
- Freiheit und Sicherheit im Konflikt und in der Auflösung
- Stärkung des Systemdatenschutzes
- Rolle des Selbstdatenschutzes
Beiträge können sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache eingereicht werden.
Organisation
Prof. Dr. Christoph Sorge, Rechtsinformatik und CISPA, Universität des Saarlands
Prof. Dr. iur. Indra Spiecker genannt Döhmann, Informationsrecht und Forschungsstelle Datenschutz, Universität Frankfurt a.M.
Prof. Dr. Rüdiger Grimm, IT-Risk-Management, Universität Koblenz-Landau
Einreichungen
Einreichungen bitte ausschließlich über https://www.conftool.pro/informatik2017
Bitte beachten Sie die Autorenrichtlinien unter https://www.gi.de/service/publikationen/lni/autorenrichtlinien.html
Beiträge sind auf 12 Seiten beschränkt.
Fristen:
Einreichung von Beiträgen: NEU: 23.05.2017
Benachrichtigung über die Annahme von Beiträgen: NEU: 15.06.2017
Einreichung der druckfähigen Version angenommener Beiträge: 28.06.2017
Programmkomitee
Prof. Dr. Matthias Bäcker, Universität Mainz
Prof. Dr. Jens-Matthias Bohli, Hochschule Mannheim
Dr. Thomas Bräuchle, Karlsruhe
Dr. Katharina Bräunlich, Universität Koblenz-Landau
Prof. Dr. Nils Gruschka, FH Kiel
Prof. Christoph Gusy, Universität Bielefeld
Marit Hansen, Landesbeauftragte für den Datenschutz Schleswig-Holstein
Prof. Dr. Niko Härting, Härting Rechtsanwälte
Michael Herfert, Fraunhofer SIT, Darmstadt
Prof. Dr. Gerrit Hornung, Universität Kassel
Dr. Walter Hötzendorfer, Research Institute Wien
Dr. Thomas Kahler, Ing-Diba
Dr. Thomas Kehr, Dornbach GmbH Rechtsanwaltsgesellschaft
Dr. Thomas Lapp, Rechtsanwalt, IT-Kanzlei Dr. Lapp
Prof. Dr. Kai von Lewinski, Universität Passau
Dr. Mario Lischka, DZ Bank
Dr. Ronald Petrlic, Referent beim Landesbeauftragten für den Datenschutz Baden-Württemberg
Dr. Philipp Richter, Universität Kassel
Prof. Dr. Burkhard Schafer, University of Edinburgh
Prof. Dr. Juergen Taeger, Universität Oldenburg