In unserer modernen Welt verändert sich die zwischenmenschliche Kommunikation gleichzeitig und parallel. Mobile Geräte und Plattformen wie zum Beispiel Facebook, der wohl bekannteste Vertreter sozialer Medien, werden genutzt, um mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Über sie werden Termine vereinbart und rege Diskussionen geführt. Auch der Austausch wissenschaftlicher Erkenntnisse verläuft teilweise bereits unter Nutzung dieser Plattformen. Die laufende Verbreitung wichtiger Informationen (z.B. Newsticker oder die Twitter-Nachrichten der Polizeien) und die austauschbasierte digitale Kommunikation sind aus unserem modernen gesellschaftlichen Zusammenleben nicht mehr weg zu denken. Unsere These ist nun, dass sich viele Menschen auf die Aktualität und Zugänglichkeit der digitalen Medien verlassen und ihre Kommunikation und die Art der verbreiteten Informationen dem Medium anpassen. Es bilden sich spezifische Communities, in denen gemeinsam ähnliche oder gar gleiche Interessen und Ziele verfolgt werden. Durch einen freiwilligen regen Wissensaustausch innerhalb solcher sozialen Gemeinschaften entstehen neue Ideen und Innovationen.
Kommunikation erfolgt auch in diesen Strukturen nach klaren Regeln und Grundlagen. Wissenschaftlich gesehen funktionieren auch hier die geltenden Grundzüge der psycho-sozialen Interaktion, die Gruppe oder das Thema bestimmt die Form. Genau wie in der „realen“ Welt versteht Mensch die digitale Version als erweitertes soziales Netz und nutzt die bekannten Plattformen auch dementsprechend. Konnotiationen wie „Freundschaften“ „likes“ und „dislikes“ , sowie die Habituation der Nutzung digitaler Textverarbeitung unterstützen das Gefühl, sich in einer „normalen“ Kommunikation zu befinden. Dennoch oder gerade deshalb bieten soziale Netzwerke eine faszinierende Alternative zur Mund-zu-Ohr-Kommunikation. Man fühlt sich persönlich geschützt und durch den Modalitätswechsel in die digitale Verarbeitung gleichsam anonymisiert. Das vermittelt ein Gefühl der individuellen Stärke. Stress und Unsicherheit werden abgebaut, neue Verhaltensweisen implementiert. Neue Formen der Kommunikation scheinen im Wechsel der Modalität von analog zu digital akzeptierbar.
Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen unseres Workshops haben unterschiedliche Professionen. In dieser Vielfalt können wir diskutieren, welche Einflüsse digitale Welten auf unsere Kommunikation haben, sei es nun im privaten oder im beruflichen Bereich. Verändert sich der Inhalt einer Botschaft in Abhängigkeit vom Medium der Informationsvervielfältigung? Können wir dies noch steuern? Lassen sich Straftaten eher verhindern, wenn die Strafverfolgung die gleichen Wege wie die Strafbegehung verwendet? Bedeutet die Veröffentlichung wissenschaftlicher Erkenntnisse z.B. via Twitter die gleiche Güte der Verbreitung von öffentlich zugänglichen Innovationen wie die Publikation in einer Fachzeitschrift?
Organisation
Prof. Dr. Roman Povalej, Polizeiakademie Niedersachsen (IuK, Cybercrime)
Prof. Dr. Sabine Schildein, Polizeiakademie Niedersachsen (Psychologie)